DAM auf dem Land

Manuel Pestalozzi
28. März 2022
Viel zu selten setzen wir uns mit Architektur für Schweine auseinander. Diese Ausstellung tut es, anhand eines Biolandhofs in Schürdt, Rheinland-Pfalz, von Max und Jakob Giese Architektur. (Foto: © Max und Jakob Giese)

Der Hessenpark ist ein 65 Hektar großes Freilichtmuseums im Südosten des Taunus, zwischen Neu-Anspach und Wehrheimer Ortsteil Obernhain. Er wurde 1974 durch die hessische Landesregierung gegründet und will in mehr als hundert historischen Gebäuden die Geschichte des hessischen Dorflebens der letzten Jahrhunderte zeigen. Seit 2004 ist dort auch die Hessische Uhrmacherschule untergebracht. Prominente Besucher waren bisher Gerhard Schröder während seiner Amtszeit als Bundeskanzler und Tenzin Gyatso, der 14. Dalai Lama.

Die im Jahr 2016 neu gebaute Kapelle Wirmboden von Innauer Matt Architekten steht im gleichnamigen Vorsäß der Gemeinde Schnepfau in Vorarlberg, Österreich, inmitten der Alphütten. (Foto: © Adolf Bereuter)

Die DAM-Ausstellung „Schön hier – Architektur auf dem Land“ konnte in einer wiedererrichteten Scheune aus der Gemeinde Sand von 1742 einquartiert werden. Sie will mit 70 bemerkenswerten Architekturbeispielen auf die oft etwas vernachlässigte qualitätsvolle Architektur in ländlichen Regionen aufmerksam machen und lässt dabei den Blick weit über die Grenzen hinausschweifen. Die Beispiele stammen aus ganz Europa, mit dem Schwerpunkt Deutschland, Österreich, Frankreich und die Schweiz. In der Auswahl findet man neben Landwirtschaftsbauten auch „undörfliche“ Gebäudetypen, wie Mehrfamilienhäuser, Werkstätten, Bürobauten, Museen, Büchereien oder Pflegeeinrichtungen. Der Bedeutung des Fremdenverkehrs und der Freizeitbeschäftigung wird mit Hotels, Konzerthallen oder Sportstätten Rechnung getragen. Nachhaltiger Tourismus wird ebenso thematisiert wie Innenentwicklungen für lebendige Ortskerne. Der Umnutzung und der Sanierung von Gebäuden wird großer Raum gewährt.

Die Kita Kinderland von kleyer.koblitz.letzel.freivogel architekten, Berlin, steht im Zentrum von Wittstock in Brandenburg und interpretiert die traditionelle Sichtbacksteinarchitektur neu. (Foto: © Christian Richters)

Die Kurator*innen der Ausstellung haben die Regionen Schwarzwald und Thüringen sowie die beiden Orte Krumbach in Österreich und Valendas in der Schweiz besucht, die in besonderer Weise ihre Gesamtentwicklung vorangetrieben haben. Deutlich macht die Ausstellung mit diesen Gegenüberstellungen die vielfach unterschiedlichen Situationen der Gemeinden – Wachstum und Schrumpfung sind nur ein Paar der teilweise gegensätzlichen Entwicklungen. „Schön hier – Architektur auf dem Land“ möchte den Blick auf große und ganz kleine Projekte lenken, vor allem auf beispielhafte Arbeiten, die Anregung für weitere Vorhaben sein mögen und Begeisterung wecken. Die Besucher*innen erwarten einzelne Schlaglichter, ganz dezidiert kein vollumfängliches „Bild vom Land“ oder gar eine Bestandsaufnahme oder Prognose für zukünftige Entwicklungen. Und es ist eine Einladung, von ländlichen Regionen zu lernen.

Mit subtilen Eingriffen macht der aus der Region stammende Architekt Gion Caminada das Schweizer Bergdorf Valendas zukunftstauglich. (Foto: Ralph Feiner)

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