Christo (1935-2020)

John Hill, Katinka Corts
1. Juni 2020
Christo auf The Floating Piers, Juni 2016 (Photo: Wolfgang Volz)

Die Nachricht von Christos Tod wurde gestern im Twitter-Feed von Christo und Jeanne-Claude veröffentlicht. Der 1935 im bulgarischen Gabrowo als Christo Wladimirow Jawaschew geborene Künstler lebte seit 1957 zunächst in Österreich, später in der Schweiz, in Frankreich und bis zu seinem Tod in New York. Auch wenn Christo und seine Frau Jeanne-Claude, die bereits 2009 verstarb, über die Jahrzehnte zahlreiche Projekte realisierten, wird den Deutschen wohl allen voran der verhüllte Reichstag in Erinnerung bleiben. Vor 25 Jahren, im Juni 1995, wurde der silberne Koloss zur Landmarke in Berlin. Umhüllt von 109'400 m² aluminiumbedampftem Polypropylengewebe, verwandelte sich das Reichstagsgebäude für zwei Wochen in ein Kunstwerk. Obwohl alle Kunstwerke von Christo und Jeanne-Claude temporärer Natur sind (ihre neuesten, The Floating Piers, waren im Sommer 2016 zwei Wochen lang für die Öffentlichkeit zugänglich), dauerte es beim Reichstag von Konzeption bis Umsetzung ganze 23 Jahre: Einerseits mussten zahlreiche Genehmigungen eingeholt werden, andererseits wollte Christo seine Installationen stets selbst finanzieren, lehnte staatliche Fördermittel und Gelder von Sponsoren ab. So verkaufte er auch Planungsskizzen, um die neuen Projekte zu finanzieren. Christo und Jeanne-Claude sahen den Prozess der Realisierung der Installationen als einen integralen Bestandteil der Kunst an – so wichtig wie die fertigen Kunstwerke selbst.

„Niemand kann diese Projekte kaufen, niemand sie besitzen, niemand kommerzialisieren, niemand kann Eintritt für ihre Besichtigung verlangen – nicht einmal uns gehören diese Werke. Unser Werk handelt von Freiheit, und Freiheit ist der Feind allen Besitzanspruchs, und Besitz ist gleichbedeutend mit Dauer. Darum kann das Werk nicht dauern.“

Christo

Die vor zwei Jahren aufgebaute Installation The London Mastaba, eine schwimmende Skulptur aus 7'500 Ölfässern, war ein maßstabsgetreues Modell für die in Abu Dhabi geplante Mastaba. Skaliert auf die richtige Größe, wären es 410'000 Fässer, auf 150 Meter hoch gestapelt. Für das New Yorker Projekt The Gates stellten Christo und Jeanne-Claude im Februar 2005 tausende mit Safranstoff behängte Stahltore auf den Wegen des New Yorker Central Parks auf. 
Ob verhüllend, leitend oder abgrenzend – viele der Projekte von Christo und Jeanne-Claude eint die immense Größe, die Verwendung von Stoff sowie, und das war ihnen besonders wichtig, die öffentliche Zugänglichkeit. Als letztes soll das bereits 1962 konzipierte Projekt L'Arc de Triomphe, Wrapped endlich nächstes Jahr in Paris realisiert werden.

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