Bündnis Klimastadt Berlin 2030 mit sieben Eckpunkten

Manuel Pestalozzi
7. Februar 2023
Im CRCLR-House sehen die Initiant*innen einen Interessanten Ansatz für die anzustrebende Bauwende. (Foto: Berlin-Plattform)

Klimastadt Berlin 2030 geht auf die Initiative Berlin-Plattform zurück. Anfang 2022 gegründet, fördert sie die sozialen, ökologischen und partizipativen Ansätze in der Berliner Stadtentwicklung. Zu den Bündnispartner*innen gehören zahlreiche an politischen Debatten beteiligte Fachleute wie Philipp Oswalt oder Anh-Linh Ngo von der Zeitschrift Arch+, aber auch Institutionen wie das Aedes Architekturforum oder der BUND Berlin, zudem Architekt*innen wie Jana Richter (Praeger Richter Architekten) oder Matthias Sauerbruch (Sauerbruch Hutton). Die Wiederholungswahl ins Abgeordnetenhaus vom 12. Februar 2023 bietet die Chance, Berlin zu einer ökologischen und sozialen Modellstadt zu entwickeln, zeigen sich die Initiant*innen der Klimastadt Berlin 2030 überzeugt.

Das Bündnis hat ein digitales Eckpunktpapier veröffentlicht. Sieben Eckpunkte hat es identifiziert, die in seinen Augen „entschiedene Maßnahmen und verbindliche Ziele“ für die Klimastadt Berlin benennen: Klimaresilienz, Mobilitätswende, Bauwende, kooperative Stadt, Gemeinwohl und bezahlbarer Wohnraum, kulturelle Freiräume sowie die Metropolregion Berlin-Brandenburg. Die geforderten konkreten Maßnahmen umfassen unter anderem die Pflanzung von 10.000 Straßenbäumen pro Jahr, die Reduktion von Parkplätzen, rechtlich bindende Ziele zur schrittweisen Dekarbonisierung des Bausektors bis 2030, ein „Vorgehen“ gegen Leerstand und Instandhaltungsrückstau von Wohnraum oder ein „Kulturvorbehalt“ bei öffentlichen Wohnbauvorhaben. Viele dieser kulturkämpferischer Postulate waren schon länger bekannt, ebenso die Kombination sozialpolitischer mit klimapolitischen Forderungen. In diesem Fall liegen sie allerdings in derart hoher Quantität und Dichte vor, dass man sich wundert, ob es nicht mehr Personen braucht, die ihre korrekte Berücksichtigung kritisch überwachen als solche, die das Ganze tatsächlich planen und ausführen. Auf jeden Fall werden an die Stadt und ihre Behörde hohe Anforderungen bei der Koordination, der Kuratierung und der Finanzierung der anzustrebenden Ziele gestellt. 

Jenseits der Stadtgrenze

Besonderes Interesse verdient der letzte Eckpunkt Metropolregion Berlin-Brandenburg, bei dem sinnvollerweise über die politischen Grenzen der Hauptstadt hinausgeblickt wird. Berlin kann die ökologischen und sozialen Herausforderungen nur gemeinsam mit dem Bundesland Brandenburg lösen, hat das Bündnis erkannt. Ziel der Klimastadt Berlin 2030 müsse daher die Entwicklung einer lebenswerten, regenerativen, klima- und kreislaufgerechten Region sein. Zu den diesbezüglich geforderten Zielen zählt die Stärkung der Anbindung der Klein- und Mittelstädte Brandenburgs an Berlin. Sodann wünscht man sich eine Klima-IBA Berlin-Brandenburg mit drei Modellprojekten für regionales, klima- und kreislaufgerechtes Wirtschaften und Bauen pro Jahr. Die künftigen Grundstücksentwicklungen in Brandenburg sollen einer kooperativen Strategie folgen, um einer Zersiedelung entgegenzuwirken. Und mit einer regionalen Holzbauinitiative möchte man die Stärkung regionaler, biobasierter und kreislaufgerechter Wertschöpfungsketten im Bausektor herbeiführen. 

Kein Eckpunkt ist die Welt jenseits der Metropolregion. Was dort geschieht, entzieht sich weitgehend dem Einfluss des Bündnisses. So beschränkt es sich auf die Etablierung einer Architektur und Stadtentwicklung in den planetaren Grenzen in und um Berlin. Die Hoffnung auf die Reduzierung der globalen Klimaerwärmung auf 1,5 Grad Celsius und auf ein wirkungsvolles Abfedern gesellschaftlicher Spannungen lebt.

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