Siedlungsneubau von Deimel Oelschläger Architekten

Berliner Plusenergiepremiere

Carsten Sauerbrei
7. November 2017
In fünf dreigeschossigen Gebäuden entstanden insgesamt 128 Wohnungen, davon 40 barrierefrei. (Bild: Andrea Kroth)

Angesichts der gerade stattfinden Bonner Weltklimakonferenz ist es sicher eine gute Nachricht, dass nun endlich auch in der deutschen Hauptstadt Wohngebäude im Plusenergiestandard errichtet werden. Damit ist Berlin jedoch keineswegs deutscher Vorreiter, entstand doch zum Beispiel schon 2014 mit der Freiburger Solarsiedlung eines der ersten Pilotprojekte. Wichtiger als der Fertigstellungszeitpunkt ist aber der Umstand, dass die in Berlin-Adlershof realisierten 2- bis 4-Zimmer-Wohnungen von der Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE für eine Warmmiete von 12,50 € angeboten werden und damit die Niedrigstenergiebauweise auch im kommunalen Wohnungsbau angekommen ist.

Die Architekten entschieden sich für eine aufgelockerte Zeilenbauweise, die allerdings nur unzureichend private von öffentlichen Räumen trennt. (Bild: Andrea Kroth)

Christoph Deimel und Iris Oelschläger, die in Berlin bereits mehrere Wohnungsbauprojekte im Passivhausstandard realisiert haben, setzen bei der neuen Siedlung auf bewährte Elemente ihrer früheren Energiekonzepte wie kompakte Baukörper, eine hochgedämmte, diesmal 20 cm starke Gebäudehülle sowie eine effiziente Lüftung inklusive Wärmerückgewinnung. Das nötige «Plus» gegenüber vorherigen Vorhaben besteht im noch intensiveren Einsatz von Solarthermie- und Photovoltaikanlagen auf Dächern und Carport der Siedlung oder der dezentralen Warmwasserbereitung. Auf den Bau eines kostspieligen Speichersystems konnten die Planer verzichten, da die Gebäude an das Berliner Fernwärmenetz angeschlossen ist und benötigte oder überschüssige Wärme daher über dieses bezogen bzw. eingespeist wird.

Die 40 barrierefreien Wohnungen befinden sich in den Erdgeschossen der Gebäude (Bild: Andrea Kroth)

So wichtig Plusenergieprojekte als Vorreiter in der Weiterentwicklung der Haustechnik auch sind, die alleinige Lösung, um die gebäudebezogenen Einsparziele der Bundesregierung zu erreichen. sind sie nicht. Abgesehen von möglichen Rebound-Effekten, also dem Aufzehren von Effizienzsteigerungen durch Mehrverbrauch, und dem berühmten Performance-Gap, braucht es vor allem eine wesentlich höhere Sanierungsrate im Bestand oder die wesentlich stärkere Versorgung von Gebäuden durch erneuerbare Energien, wie eine Studie des Bundesumweltamtes im letzten Jahr aufzeigte.

Fortschrittlich erscheint das Solardach des Carports, noch nachhaltiger wäre der Verzicht auf PKW-Stellplätze gewesen. (Bild: Andrea Kroth)

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