BDA vergibt Architekturpreise in Sachsen-Anhalt und Sachsen

Katinka Corts | 20. November 2024
Aline Hielscher erhält den heurigen Hannes-Meyer-Preis für den Campus-Kindergarten in Merseburg. (Foto: Célia Uhalde, Sulzschneid)

Alle drei Jahre vergeben die BDA-Landesverbände in Sachsen-Anhalt und Sachsen ihre Architekturpreise. Ausgezeichnet werden vorbildliche Bauten, die »das öffentliche Bewusstsein für die qualitätsvolle und nachhaltige Gestaltung unserer Umwelt« schärfen und »Maßstäbe in der Architekturentwicklung« setzen. Zwei Besonderheiten gibt es dabei in Sachsen: Die gemeinsame Leistung von Bauherrschaften und Architekten wird in die Bewertung einbezogen, und dieses Jahr wurde erstmals ein separater Stifterpreis für nachhaltiges Bauen ausgelobt. Jetzt sind alle Preisträgerinnen und Preisträger bekannt.

Hannes-Meyer-Preis für Aline Hielscher

Für die sachsen-anhaltinische Auszeichnung, die nach dem Bauhaus-Architekten Hannes Meyer benannt ist, haben Architekturbüros insgesamt 27 Arbeiten eingereicht. Die Wahl der Jury fiel auf den Campus-Kindergarten in Merseburg von Aline Hielscher Architektur. Mit dem Umbau einer ehemaligen Telefonzentrale konnte das Team einer Struktur aus DDR-Zeiten neues Leben einhauchen und so deren Abriss verhindern. Im Juli erklärte uns Aline Hielscher im Interview ihre Haltung zum Umgang mit dem Vorhandenen: »Oftmals sind diese Gebäude nicht im Denkmalschutz gesichert, in ihnen steckt jedoch erhebliches Potenzial, welches mit behutsamen Sanierungs- und Umbaumaßnahmen gefördert werden kann und muss.« Die Architektin aus Leipzig denkt und plant am Puls der Zeit: Nicht nur das Weiterbauen ist brandaktuell, sondern auch ein neuer, wertschätzender Umgang mit der DDR-Architektur. »Mittlerweile herrscht Konsens darüber, dass wir mit dem Gebäudebestand umgehen müssen, der vorhanden ist. Abriss ist einfach keine Option«, sagt sie.

Die Jury, die dieses Jahr aus der Professorin Hilde Léon (léonwohlhage, Berlin), Anke Schettler (Schettler & Partner, Weimar) und Rainer Hofmann (bogevischs buero, München) bestand, wertschätzt diesen Ansatz. Auch lobt sie den »durchgängig hohen gestalterischen Anspruch«, der sich sowohl in der Funktionalität und räumlichen Fügung als auch in der Bewältigung baukonstruktiver und technischer Details zeige. Die »heitere und leichte Atmosphäre« des Anbaus wird im Juryurteil als wohltuend und der Aufgabe angemessen beschrieben. Zum einladenden Raumgefühl tragen laut Aline Hielscher selbst die »naturbelassenen Holzoberflächen der Möbeleinbauten, Fenstern und Treppen« bei. Gleichzeitig wird das helle Fichtenholz »durch eine eher zurückhaltende Farbgebung auf Boden und Wänden« ergänzt. Das Projekt entspreche den Anforderungen des Hannes-Meyer-Preises in hohem Maße, so die Jury, und gebe die richtigen Antworten auf die baulichen Fragen unserer Zeit.

Neben dem Hauptpreis erhielten zwei weitere Projekte eine Anerkennung, und zwar das Wohnhaus am Pestalozzipark (Enke Wulf architekten) und das Museum Lützen 1632 (Peter Zirkel Architekten und Naumann Wasserkampf Architekten). Lobend erwähnt wurden außerdem die Einfeldsporthalle in Salzwedel (Atelier. Schmelzer. Weber Architekten mit Höhne Fitschen + Partner Architekten), die Stadtbibliothek Wittenberg (Peter Zirkel Gesellschaft von Architekten) und das Vereinshaus des HISC in Halle an der Saale (snarq).

Der Kindergarten ist in einem Gebäude aus DDR-Zeiten untergebracht. Im Inneren herrscht eine heitere Atmosphäre. (Foto: Célia Uhalde, Sulzschneid)
Sachsens beste (Um)Bauten

Im Nachbarbundesland Sachsen hatten Marika Schmidt (mrschmidt Architekten, Berlin), Axel Frühauf (meck architekten, München) und Uwe Bresan (HFT Stuttgart) 52 eingereichte Projekte zu bewerten – unter anderem nach ihrem Beitrag zur Entwicklung der Baukultur, ihrer Umweltverträglichkeit und auch nach sozialen Aspekten. Beim erwähnten Stifterpreis war zudem die Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen als Baumaterialien relevant.

Die Projekte aus der engeren Wahl beeindruckten die Jury in ihrer Bandbreite und mit ihrer hohen Qualität. Schlussendlich vergab das Gremium drei Preise, vier Anerkennungen und den Stifterpreis. Die Preise gingen an Code Unique Architekten für den Umbau der Ruine der Trinitatiskirche zur Jugendkirche in Dresden, an Summacumfemmer Architekt*innen für den Umbau eines Hauses in Radebeul sowie an Schulz und Schulz Architekten für das Zentrum für seelische Gesundheit in Leipzig. Jeweils eine Anerkennung erhielten Heine Mildner Architekten für das Bundesarchiv für Stasi-Unterlagen in Chemnitz, das Architekturbüro Raum und Bau für die Stadtbibliothek Mittweida, Peter Zirkel Architekten für die Schule Schilfweg in Dresden sowie Alexander Poetzsch Architekturen für das Haus der Kathedrale in Dresden. Der Stifterpreis ging an Atelier ST für den Ersatzneubau einer Produktionshalle in Stützengrün.

Code Unique Architekten bauten die Dresdner Trinitatiskirchruine zur Jugendkirche um. (Foto: Albrecht Voss, Dresden)
Summacumfemmer verhalfen einem in die Jahre gekommenen Wohnhaus in Radebeul zu neuem Glanz. (Foto: Summacumfemmer Architekt*innen)
Für das Zentrum für seelische Gesundheit in Leipzig haben Schulz und Schulz Architekten die Bestandsbauten sorgsam um neue Gebäude ergänzt. (Foto: Gustav Willeit)
Der Stifterpreis ging für den Ersatzneubau einer Produktionshalle in Stützengrün an Atelier ST. Der Holzbau ist dank Wärmepumpe und PV-Anlage energetisch autark. (Foto: Simon Menges)

Vorgestelltes Projekt 

ATP architekten ingenieure

Vienna Green Hub

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