Neue Begehrlichkeiten

Katinka Corts
22. März 2017
Montage «I was a monument» (Bild: Felix Torkar via neuebauakademie)

Nachdem sich das deutsche Gemüt, erstens, an die Baukosten der Elbphilharmonie in Hamburg gewöhnt hat und, zweitens, einen Weg der Akzeptanz gegenüber dem Stadtschloss-Imitat in Berlin sucht, wird es mit einem neuen Großprojekt konfrontiert: Nun geht es um die Bauakademie in Berlin. Ein mit Planen behängtes Gerüst bildet Fußabdruck und Höhe des früheren Baus an Ort und Stelle ab, und lange Zeit schien es dabei auch zu bleiben. Seit der Bundestag vergangenen November 62 Millionen Euro für den Wiederaufbau bereitgestellt hat – womöglich auch in Begeisterung über die mittlerweile absehbare Fertigstellung des «Stadtschlosses» – sind viele Akteure in den Startlöchern.

Das Bundesbauministerium führt innerhalb von nur drei Monaten überhastet ein «Beteiligungsverfahren» durch, dessen Resultat ein Konzept für den Bau sein soll. Danach käme es zum Architekturwettbewerb – Ulf Meyer berichtete darüber in unserem Magazin.
Auf der Website neuebauakademie.de haben vergangene Woche mit Oliver Elser, Florian Heilmeyer und Ulrich Müller nun drei Architekturvermittler aus Deutschland «einen besseren Weg» für eine «Neue Bauakademie» gefordert und erläutert, wieso es dieses Jahr noch keinen Wettbewerb für ein Projekt geben sollte (zu den 10 Thesen). Zu groß ist die Befürchtung eines neuen ungewissen Projekts, dem es an inhaltlicher Ausrichtung fehlt. Unterstützt werden sie unter anderem von Christian Holl (ehemals Redakteur bei German-Architects), Louisa Hutton und Matthias Sauerbruch,  Markus Bader (Professor UdK Berlin), Gabi Dolff-Bonekämper (Professorin TU Berlin) und Georg Vrachliotis (Professor am KIT und Leiter des Südwestdeutschen Archivs für Architektur und Ingenieurbau saai).
Und auch die Ingenieure melden sich, vertreten durch den Verein Ingenieur Baukunst, zu Wort. Vorstand Josef Seiler und Beirat Christian Müller lancierten eine Petition, die auch ein Ingenieurbaukunstmuseum als Teil des Nutzungskonzepts der Schinkel’schen Bauakademie fordert. Im Schreiben des Ingenieurvereins heißt es, den deutschen Architektur- und Ingenieurarchiven böte sich damit die einmalige Gelegenheit, ein lebendiges Schaufenster für die historische und aktuelle Baukunst zu etablieren.

Der nächste Schritt zum Projekt findet noch diese Woche statt: Dann sollen im öffentlichen Ideenforum – als zweite der drei Veranstaltungen – «Referenzbeispiele betrachtet und die Ideen für die zukünftige Nutzung mit ExpertInnen und der Öffentlichkeit behandelt» werden. Das Szenarienforum wird schließlich am 3. Mai stattfinden und will Machbarkeit und Akzeptanz der Nutzungsvorschläge überprüfen. Ob der ambitionierte Findungsplan wirklich so schnell gelingt, darf bezweifelt werden. Etwas weniger Aufgeregtheit würde diesem neuen Bauvorhaben in Berlins Mitte sicherlich nicht schaden.

Bauakademieforen
des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit
Zweiter Teil, Ideenforum: 22. März 2017
Dritter Teil, Szenarienforum: 3. Mai 2017 

Ort: Kronprinzenpalais, Unter den Linden 3, Großer Saal, 10117 Berlin
Anmeldung hier

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