Umweltfreundliche Willkommensgeste
Office ParkScheerbarth
6. November 2024
Das auffällige Haus 2+ am neuen Haupteingang zum Berliner Holzmarkt 25 (Foto: Jan Bitter)
Das Team von Office ParkScheerbarth hat das Haus 2+ als neues Eingangsgebäude für das Berliner Kulturquartier Holzmarkt 25 gestaltet. Wie Moojin Park erklärt, ist der kollaborativ entworfene Holzbau so konstruiert, dass er einfach demontiert werden kann.
Frau Park, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Spannend an diesem Projekt sind die Bauherrschaft und der geschichtsträchtige Ort: Im frühen 19. Jahrhundert war das Spreeufer an dieser Stelle ein wichtiger Berliner Umschlagplatz für Holz. Später, zu DDR-Zeiten, verlief dort die Grenze zwischen Ost- und West-Berlin. Nach der Wende lag das Areal brach. 2003 entstand dort der legendäre Technoclub Bar25, aus dem 2012 der Holzmarkt 25 hervorging – ein genossenschaftlich organisiertes Kulturquartier mit einer Konzerthalle, Studios, Restaurants, einem Club sowie vielen kleinen Buden und Zelten direkt am öffentlichen Spreeufer.
Die Fassade aus Lärchenholz ist in einem strahlenden Rot gehalten. (Foto: Jan Bitter)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?
Der schmale Anbau setzt sich in eine Lücke an der Holzmarktstraße und schafft so eine kleine Gasse, die Besucherinnen und Besucher von der Straße zum Spreeufer führt. Gleichzeitig werden die kulturellen und gastronomischen Angebote des Holzmarkts erstmals auch zur Straße hin geöffnet. Inmitten der wuseligen, improvisiert wirkenden Ästhetik des Quartiers schafft das Haus 2+ Klarheit. Mit seinem leuchtenden Rot markiert es den neuen Haupteingang zum Gelände. Die prägnante Form des Gebäudes besteht dabei aus einfachen geometrischen Bausteinen.
Anschluss an die benachbarten Bestandsbauten (Foto: Jan Bitter)
Welche besonderen Anforderungen wurden gestellt? Wie haben Sie diesen im Projekt Rechnung getragen?
Das Budget war knapp bemessen, aber der Anspruch an Ressourcenschonung und Flächeneffizienz hoch. Haus 2+ nutzt daher das, was schon vorhanden war: Wie ein »friendly parasite« dockt es an das bestehende, außen liegende Treppenhaus des Konzertsaals Haus 2 an, was den Bau einer eigenen Erschließung aus CO2-intensivem Beton überflüssig machte. Ein bereits vorhandener Keller wurde als Bodenplatte genutzt, und die darin befindliche Fernwärmestation versorgt das Gebäude mit Energie.
Der Entwurfsprozess war sehr kollaborativ zwischen Architektur, Fachplanung, Holzbau und der Genossenschaft als Bauherrin. Ein wichtiges Ziel war, alle Einheiten – unabhängig von ihrer Größe oder dem Mietbudget – gleichermaßen attraktiv zu gestalten. Die kleineren liegen zur Spree hin, die größeren orientieren sich zur Straße. Jede Einheit hat ihren eigenen Zugang zum Außenraum, sei es über Terrassen, französische Balkone oder Sitzfenster. Auf dem Dach gibt es eine gemeinschaftlich genutzte Terrasse, die Teil des Netzwerks aus offenen Laubengängen und Brücken im Quartier ist.
Das Gebäude ist im Inneren als veredelter Rohbau gestaltet. (Foto: Jan Bitter)
Die Holzdecken sind sichtbar. (Foto: Jan Bitter)
Inwiefern haben Sie im Projekt die Verwendung von Naturbaustoffen und zirkulären Baustoffen angestrebt?
Von Anfang an war klar, dass alle Beteiligten ein nachhaltiges Gebäude errichten wollten. Haus 2+ kombiniert dafür drei verschiedene Holzbausysteme: einen Holzrahmenbau mit vorgehängter Holzfassade für die Außenwände, eine Massivholz-Konstruktion für die Innenwände und Holzhohlkastenelemente für die Decken. Alle Systeme wurden regional vorproduziert, sortenrein verbaut und nur verschraubt, damit die Bauteile einfach abgebaut, getrennt und wiederverwendet werden können.
Blick stadteinwärts: Im Vordergrund ist der Marktplatz zu sehen. (Foto: Jan Bitter)
Welche Überlegungen stecken hinter den Entscheidungen für die eingesetzten Materialien?
Neben der ökologischen Nachhaltigkeit waren die Leichtigkeit und die Vorfertigung der Bauelemente wichtige Faktoren. Wegen der beengten Platzverhältnisse und der kurzen Bauzeit – der tägliche Besucherstrom sollte möglichst wenig gestört werden – war es sinnvoll, auf einen hohen Vorfertigungsgrad zu setzen.
Lageplan (© Office ParkScheerbarth)
Grundrisse (© Office ParkScheerbarth)
Längs- und Querschnitt (© Office ParkScheerbarth)
2023
Holzmarktstraße 25
10243 Berlin
Nutzung
Mischnutzung/Gewerbe
Auftragsart
Direktvergabe
Bauherrschaft
Holzmarkt 25 Genossenschaften
Architektur
Office ParkScheerbarth, Berlin
Fachplaner
Tragwerksplanung: Buro Happold, Berlin
Gebäudetechnik: Planungsteam E+B, Berlin
Brandschutz: im.KONTEXT, Berlin
Bauleitung
kleineBauten, Berlin
Ausführende Firmen
Holzbau: Arche Naturhaus
Bruttogeschossfläche
243 m²
Gebäudevolumen
706 m³
Gesamtkosten
k. A.
Auszeichnungen
Holcim Award Bronze
Dezeen Awards Longlist
Architizer A+Awards Finalist
DAM Preis Nominiert
Fotos
Jan Bitter