Turm und Hof

Kamm Architekten
13. November 2019
Kamm Architekten kombinieren bekannte Archetypen wie Turm, Kreuzgang und Innenhof in ein neues Ganzes (Foto: Brigida González)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Der Entwurf transformiert bekannte Archetypen wie Turm, Kreuzgang und Innenhof in ein neues Ganzes. Im Inneren wird der Hof zur Mitte des Gebäudes: öffentlich einladend, kommunikativ und gleichzeitig meditativ beruhigend. Aus der Kreuzung der Verkehrsrichtungen entstehen Wege, Erschließungsbereiche und Flurachsen. Licht von Osten beleuchtet indirekt das Innere des sakralen Raumes und verbildlicht das „Aufbrechen“ für die Kirchengemeinde entsprechend ihrer Bedeutung an diesem Ort. Der Kirchenraum ist im Grundriss annähernd quadratisch, Symmetrien verorten den zentralen Eingang und die Ausstattung. Eingebaute bündige Sitznischen bilden Orte für Taufe, Marienstatue und Kredenz. Die vier wandhohen Türelemente der Rückwand lassen sich zur Erweiterung des Raumes öffnen. Mehrere sakrale Elemente aus der alten Kirche konnten übernommen werden: Das Kreuzwegmosaik, die Figuren des St. Petrus und des Hl. Christopherus sowie die Marienstatue.

Hof, Turm und Terrasse (Foto: Brigida González)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Der Neubau ersetzt das baufällig gewordene Kirchenzentrum, dass aus den drei Gebäuden Kirche mit Gemeindesaal, Kindergarten und Pfarrbüro bestand. Der Kirchenraum steht am Ende der Straße und setzt städtebaulich den signifikanten Schlussakzent für das Wohngebiet.

Eingang mit Foyer und Blick zum Hof (Foto: Brigida González)
Raumhohe Drehtüren als Kircheneingang (Foto: Brigida González)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?

Der Entwurf ist aus einem Wettbewerb als 1. Preis hervorgegangen und war dadurch schon gut gesetzt. Detailfragen über Kunst, Ausstattung und Material wurden in vielen Kirchengemeinderatssitzungen, die alle vier Wochen stattfanden, über drei Jahre hinweg begleitend diskutiert und gemeinsam entschieden.

Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

Grundsätzlich hat sich das Projekt nicht verändert, jedoch haben wir, um die Kosten einzuhalten, alles ein bisschen kleiner gemacht. Dafür gab es dann keine Abstriche in der Materialwahl.

Blick von der Orgelempore (Foto: Brigida González)
Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Haptische, natürliche Materialien wie Ziegel und Holz stehen hoch im Kurs. Die Konstruktion nimmt sich zugunsten von klaren Raumgefügen zurück. Die Kombination aus Terrazzo-Böden, Sichtbetonflächen an Wänden und Decken geschalt mit einer feinen Holzstruktur, Fenster, Ausbauten und Möbel in Lärchenholz bilden das reduzierte und doch sorgsam gewählte Materialkonzept.

Essensausgabe der Kindertagesstätte mit Schiebeelement als magnetische Tafel (Foto: Brigida González)
Aufgang Kindertagesstätte (Foto: Brigida González)
Sitzbank mit Schubladen vor Gruppenraum (Foto: Brigida González)
Lageplan (Zeichnung: Gkeka Kamm)
Grundriss Erdgeschoss (Zeichnung: Gkeka Kamm)
Schnitt (Zeichnung: Gkeka Kamm)
St. Peter – Kirche, Gemeindezentrum und Kindertagesstätte 
2018
Winterbacher Straße 36
70374 Stuttgart

Auftragsart
Wettbewerb
 
Bauherrschaft
Kath. Kirchengemeinde St. Peter Stgt.Bad Canstatt / vertr. durch Kath. Stadtdekanat Stuttgart
 
Architektur
Kamm Architekten BDA Kalliopi Gkeka Stefan Kamm, Stuttgart, Mitarbeiter/innen Berta Bilger, Christina Glass, Benjamin Feller, Anne Silberzahn 
 
Fachplaner
Tragwerk: Helber + Ruff, Ludwigsburg
Gebäudetechnik HLS Schreiber Ingenieure Ulm
Elektroplanung und Licht: Werner Schwarz GmbH Stuttgart
Bauphysik: Bayer Bauphysik Ingenieurgesellschaft mbH Fellbach
 
Kunst am Bau
Kunstverglasungen, Prinzipalien: Madeleine Dietz Landau
Kunstverglasungen, Prinzipalien, Figuren, Mosaik

Ausführende Firmen
Rohbau: Horst Bürkle, Stuttgart
Ziegelfassade: Jahnsen-Bau GmbH, Herford
Fenster und Sonnenschutz: Guttendörfer GmbH und Co. KG, Anspach
Tischlerarbeiten: Kalmbach Innenausbau GmbH, Simmersfeld
Türen: Friedmar Pfefferle, Ballrechten-Dottingen
Terrazzo: Terrazzo-Beton GmbH, Hammelburg – Westheim
Schlosser: Schmid & Drüppel Metallbau GmbH, Böblingen
Elektro und Medientechnik: Elektrotechnik Speidel, Göppingen
Heizung Sanitär Michel + Siegle GmbH, Schorndorf
 
Hersteller
Ziegelfassade: Wassergestrichener Ziegel, ABC Keramik
Verglasungssystem Raico, Pfosten Riegel Fassaden
WC Trennwände: Isalith Trennwände
Kirchenbestuhlung: Horgen Glarus
Aufzug: Schmitt und Sohn
Sonnenschutz: Textil Markise Warema
 
Bruttogeschossfläche
2.000 m² 
 
Gesamtkosten
6.500.000 €

Fotos
Brigida González

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