Reminiszenz an die Moderne
Studio Andree Weißert hat die Tecta-Lagerhalle, eine Holzkonstruktion mit vorgegrauter Holzfassade, in Niedersachsen fertiggestellt. Der Neubau verbinde Bestand und Neues in einer zurückhaltenden, dem Zweck dienenden Form, so Andree Weißert.
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?Für Tecta zu bauen bedeutet, sich in einen komplexen Kontext einzufügen. Der Firmensitz des renommierten Möbelherstellers aus Lauenförde befindet sich in einem gewöhnlichen Gewerbegebiet unweit der Weser. Zwischen Industriebetrieben, dörflicher Bebauung und dem Waldrand, hat sich in den letzten Jahrzehnten ein Kosmos aus Produktion, Lager, Verwaltung, einem Museum und vielfältigen landschaftlichen Setzungen eingefunden. Nach dem Firmengründer Hans Könecke haben Alison & Peter Smithson, Stefan Wewerka und weitere Gestalter deutliche Spuren an diesem Ort hinterlassen.
Tecta ist auf vielen Ebenen direkt mit dem Bauhaus verbunden. Die Ideen des Bauhauses sind bis heute für alle Projekte und die Haltung des Unternehmens wegweisend. In besonderer Weise haben die Freischwinger, besser beschrieben als Kragstühle, bei Tecta ein Zuhause gefunden.
Die kubische Staffelung der Volumen, das Auskragen des Vordaches sowie die zur Beladung parkenden LKW als ergänzendes, kinetisches Volumen gedacht, könnte man als Reminiszenz an die Moderne verstehen. Doch viel zielführender war der hohe funktionale Anspruch, der an eine Lagerhalle gestellt wird.
Die Lagerhalle ist eine Erweiterung des Bestands auf einem neu erworbenen Nachbargrundstück. Die unmittelbare Nähe und die notwendige Anbindung an die Produktion war maßgeblich für die Positionierung des Neubaus. Aus Respekt vor dem Bestand, der Belichtungssituation in den Werkstätten und der Zuwegung zu einem weiteren Bestandsgebäude war es unerlässlich, den Neubau deutlich abzurücken. Die formale wie funktionale Verbindung zum Bestand wurde über einen eigenständigen Zwischenbau hergestellt.
Der bauliche Kontext ist maximal heterogen. Jede Zeit hat dort eine Spur hinterlassen. Mit der hölzernen Fassade und Konstruktion nimmt der Bau Bezug zu den in Resten anwesenden Scheunen und Fachwerkhäusern auf und überführt dieses Motiv in eine zurückhaltende, dem Zweck dienende Form.
Bei Tecta wird jeden Tag Gestaltung verhandelt! Nur selten hat man das Glück, so mündige und mutige Bauherren mit einem hohen Qualitätsanspruch zu haben.
Abgesehen davon, dass es vorab bereits eine Planung mit einem deutlich komplexeren Raumprogramm gab, hat sich der Entwurf nach der Überführung in die Ausführungsplanung nicht grundlegend verändert. Lediglich die Fassade haben wir vereinfacht. Während es vorab drei unterschiedliche Fassadenausführungen gab, die die unterschiedlichen Volumen des Baukörpers lesbarer machen sollten, haben wir uns im Prozess für die Reduktion für eine durchgängige Fassadenausführung entschieden. Es war eine gute Entscheidung, die einvernehmlich von allen Beteiligten getroffen wurde.
Die Halle ist weitestgehend ein Holzbau, der in Ständerbauweise errichtet wurde. Das Tragwerk wurde dahingehend optimiert, dass Ressourcen so sparsam wie möglich zum Einsatz kommen. Es wurde weitestgehend auf die Verwendung von Verbundbaustoffen verzichtet. Die Halle wird über Oberlichter natürlich belichtet. Über die Bodenplatte wird die Halle temperiert. Die Energie dafür wird aus Überkapazitäten der bestehenden Heizungsanlage gespeist. Auf dem Dach ist eine Photovoltaikanlage installiert.
2022
Sohnreystraße 12
37697 Lauenförde
Nutzung
Warenlager, Museumslager
Auftragsart
Direktauftrag
Bauherrschaft
TECTA Bruchhäuser & Drescher KG
Architektur
STUDIO ANDREE WEISSERT, Berlin
Andree Weissert
Grundlagenermittlung, Entwurfsplanung, Ausführungs- und Detailplanung sowie künstlerische Bauleitung
Fachplaner, Bauleitung
Wilde Bauplanung, Dipl.-Ing. Gerhard Wilde, Boffzen
Herr Wilde hat als Bauingenieur vor Ort den Bauantrag eingereicht, Teile der Ausführungsplanung angefertigt, Ausschreibung, Vergabe und die technische Bauleitung übernommen
Ausführende Firmen
Beineke-Holzbau, Boffzen
Hersteller
Hörmann Sektionaltore
und sonst nur regionales Holz, Stahl und Alu als Normprofile, Beton,...
Bruttogeschossfläche
710 m2
Gebäudekosten
ca. 1.200.000 €
Fotos
HGEsch, Hennef