Ohne Hierarchie

E2A
20. Februar 2019
Fassadenansicht aus der Hedemannstraße (Bild: Rory Gardiner)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Man baut nicht jeden Tag an der Friedrichstraße in Berlin und schon gar nicht für die taz. Wir haben den Bau von innen und gleichzeitig entlang seiner äußeren städtebaulichen Bedingungen entwickelt. Für die taz Räume zu bauen heißt auch, sich mit zukünftigen Veränderungen auseinander setzten zu müssen. Man weiß heute nicht, wie in 10 oder 15 Jahren gearbeitet wird. Wir haben also eine Tragstruktur entwickelt, die das Zentrum frei lässt und lediglich die Peripherie, den baulichen Rand des Grundstückes besetzt. Unbestimmtes und Bestimmtes verbinden sich zu einem System. Das Grundstück der taz soll als Teil des zukünftigen Medien-, Kunst- und Kreativquartiers um die Blumengroßmarkthalle einen klaren baulichen Rand formulieren. Der Neubau der taz muss also in seiner besonderen Ecklage zwischen dem traditionellen Block und den Solitärbauten aus der Zeit der IBA vermitteln.

Ansicht vom Besselpark (Bild: Rory Gardiner)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Wir lassen uns in der Regel durch die Aufgabe selbst inspirieren und vermeiden formelle Inspiration. Die architektonische Gestalt erinnert uns aber an den Moskauer «Schabolowka» Radioturm von Wladimir G. Schuchow, dessen Struktur als Netz ausgebildet wurde.

Ausschnnitt Fassade (Bild: Rory Gardiner)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Straße, Ecke und Hof sind das städtebauliche Leitmotiv und überführen den möglichen Gebäudeumschlag des geltenden Bebauungsplans in eine einfache und prägnante Volumetrie. An der Ecke Friedrichstraße und Besselpark ist ein öffentliches Programm, mit Café, taz-Kantine und Räume für Veranstaltungen die Grundvoraussetzung hier einen aktiven Medien- und Kunstcampus für die Nachbarschaft und das Quartier zu ermöglichen.

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?

Die Netzhaut als Abbild der Tragstruktur des Hauses steht auch als Sinnbild eines Tragsystems, in dem jedes Element die gleiche Wichtigkeit hat. Es ist eine Struktur, in der alle Teile gleich viel zu leisten haben und nur zusammen Stabilität erreichen. Es ist ein System ohne Hierarchie. Die architektonische Anmutung des neuen Hauses für die taz ist so Struktur und Sinnbild der Organisation zugleich.

Redaktions- und Konferenzraum (Bild: Rasmus Norlander)
Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

Der Entwurf hat sich lediglich weiterentwickelt. Nur wenige Bauteile haben sich verändert und haben alle dazu beigetragen, dass das Haus noch effizienter und offener wurde. Kontinuität ist in der Regel ein gutes Zeichen.

Blick über den Hof durch eine Doppelstütze (Bild: Rasmus Norlander)
Blick durch das taz.panorama (Bild: Yasu Kojima)
Schwarzplan Erdgeschoss (Plan: E2A)
Grundriss Erdgeschoss (Plan: E2A)
Schnitt (Plan: E2A)
taz Neubau
2018
Friedrichstraße 21
10969  Berlin

Nutzung
Redaktions- und Verlagsgebäude
 
Auftragsart
Wettbewerb, selektives Verfahren, 1.Preis
 
Bauherrschaft
taz, die tageszeitung. Verlagsgenossenschaft eG, Berlin
vertreten durch die GF Andreas Bull und Karl-Heinz Ruch
Bauherrenbegleitung: Dipl.-Ing. Architektin Ulrike Lickert, Berlin
Bauherrenvertretung: SMV Bauprojektsteuerung Ingenieurgesellschaft mbH, Berlin
 
Architektur
E2A Piet Eckert und Wim Eckert / Architekten ETH BSA SIA AG, Zürich
Projektteam Planung und Ausführung: Wim Eckert, Piet Eckert, Claudio Aquino, André Passos, Alexander Struck, Tobias Weise, Bojana Miskeljin, Philip Milkowski, Rickey Gates, Jochen Paul, Mireya  Sanchez Gomez, Felix Yaparsidi, Yusuke Ota, Corbin Jenkins, Lukasz Wlodarczyk, Sebastian Pertl, Eric Rudolph
Projektteam Wettbewerb: Wim Eckert, Piet Eckert mit André Passos und Alexander Struck, Tobias Weise, Bojana Miskeljin, Philip Milkowski, Rickey Gates, Jochen Paul
 
Fachplaner
Bauingenieur: Schnetzer Puskas International AG, Basel
Landschaftsarchitektur: Hofgrün Berlin GmbH, Berlin
Baugrube: GuD Planungsgesellschaft für Ingenieurbau mbh, Berlin
Fassadenplaner: Emmer Pfenninger Partner AG, CH-Münchenstein
TGA-Planer Ausführung: PHA-Planungsbüro für haustechnische Anlagen GmbH, Volkmarsen
TGA-Planer Konzept: Ernst Basler und Partner AG, Berlin und Zürich
Bauphysik: jh-Ingenieure GmbH, D-Kleinmachnow
Solaranlage: Solarpraxis Engineering GmbH, Berlin
Brandschutz: hhp Berlin Ingenieure für Brandschutz GmbH, Berlin

Bauleitung
Sedeño Bauplanung GmbH, Berlin

Ausführende Firmen
Rohbau: Hochtief Infrastructure GmbH, Berlin
Stahlbau: Dörnhöfer Stahl-Metallbau GmbH & Co. KG, Kulmbach
Verglasung/Fassade: Dörnhöfer Stahl-Metallbau GmbH & Co. KG, 9Kulmbach
Elektroinstallationen: EHS Ochs GmbH, Berlin
Sanitäre Anlagen: Lars Wilke GmbH & Co. KG, Altenburg
Beleuchtung: EHS Ochs GmbH, Berlin
Innenausbau: Baierl & Demmelhuber Innenausbau GmbH, Schlegel
Küchenbau Gastronomie: Chefs Culinar Nord GmbH & Co., Berlin
Teeküchen: Uwe Kuettner Moebelbau und Inneneinrichtung GmbH, Berlin

Hersteller
Waschtische: Renova Nr.1, Keramag
Fliesen: ZF-Industrie, ZF Zahna Fliesen
Händetrockner: Dyson Airblade 

Bruttogeschossfläche
7.820 m²

Gebäudevolumen
29.630 m³

Gesamtkosten
21.830.300 € - KG 200-700
 
Fotos
Rasmus Norlander, Rory Gardiner, Yasu Kojima

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