Klare Kante

dauner rommel schalk architekten | 6. Juni 2025
Setzung und Materialität des Neubaus stärken die Ensemblewirkung von Kirche und Gemeindehaus. (Foto: © Julian Bauer)
Herr Schalk, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Der Neubau muss viele Aufgaben erfüllen und beinhaltet eine bunte Nutzungsmischung: Er nimmt den Gemeindesaal mit der zugehörigen Infrastruktur auf, außerdem das Pfarramt als separate Verwaltungseinheit, den extern erschlossenen Jugendbereich und zwei Wohnungen. Wir standen vor der Aufgabe, ein multifunktionales Gebäude zu entwerfen, das allerdings nicht unbedingt danach aussehen sollte: Das extrem heterogene Umfeld benötige dringend einen architektonischen Ruhepol. 

Die horizontalen Versätze des Verblendmauerwerks sowie die metallischen Fenstereinfassungen schaffen ein interessantes Licht- und Schattenspiel auf der Fassade. (Foto: © Julian Bauer)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?


Der Ort wird geprägt vom dominanten Kirchenbau aus dem Jahr 1909. Die ursprüngliche Bebauung des daneben liegenden Grundstücks war dagegen ein unsensibel zusammengefügtes Konglomerat aus verschiedenen Jahrzehnten. Deshalb war die wichtigste Intention für den Entwurf, ein harmonisches Ensemble aus Kirche und Gemeindehaus zu schaffen. 

Ein großzügig wirkender Platz verknüpft nun die beiden Gebäude. Gleichzeitig entsteht so ein neuer öffentlicher Raum für die Allgemeinheit. Der Kirchplatz öffnet sich mit einladender Geste auch zur stark befahrenen Überkinger Straße und macht damit die Katholische Kirchengemeinde in Geislingen besser wahrnehmbar.

Der großzügige Kirchplatz erweitert den öffentlichen Raum. Ein Rücksprung der Erdgeschossfassade sorgt für einen wettergeschützten Außenbereich vor dem Eingang. (Foto: © Julian Bauer)
Der Neubau zeigt sich zur stark befahrenen Überkinger Straße vorwiegend geschlossen. (Foto: © Julian Bauer)
Wie kamen Sie zu dem Auftrag?


Wir gingen als Gewinner aus einem Einladungswettbewerb mit 6 Teilnehmern hervor. Die Jury überzeugte vor allem die städtebauliche Raumbildung und die klare Anordnung der Nutzungen rund um den ruhigen Innenhof.

Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?


Gleich zu Planungsbeginn traf uns die Krise in der Bauwirtschaft mit gestiegenen Preisen und Lieferschwierigkeiten hart. So musste in der Leistungsphase 3 die Kubatur des Baukörpers verkleinert werden. Dies ist glücklicherweise ohne nennenswerte funktionale Einbußen gelungen. Darüber hinaus musste die vorgesehene Holzvertäfelung des Saals und des Foyers gestrichen werden, außerdem wurde der Standard für die Haustechnik etwas reduziert.

Der über zwei Geschosse reichende Gemeindesaal erhielt eine skulpturale Ausformung der Decke, in die sechs Oberlichter eingeschnitten sind. (Foto: © Julian Bauer)
Ein Großteil der Räume des Gemeindehauses gruppiert sich um den ruhigen Innenhof. Abends lassen die unterschiedlich gefärbten Innenwände den Hof bunt leuchten. (Foto: © Julian Bauer)
Warum haben Sie sich für die eingesetzten Materialien entschieden?


Der naheliegendste Gedanke, den auch Nicht-Architekten gleich erkennen, ist natürlich, ähnliche Materialien wie beim benachbarten Kirchenbau zu verwenden, um damit den Ensemblecharakter zu stärken. Wir haben ein farblich vergleichbares Verblendmauerwerk mit Betonfertigteilen, die bereits als Fensterlaibungen und horizontale Gliederungselemente bei der Kirche auftreten, kombiniert. Ergänzend kamen noch metallisch glänzende Fenstereinfassungen hinzu, die den Neubau deutlich von der umliegenden profanen Bebauung abheben.

Inwiefern beschäftigten Sie sich im Büro mit der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit?


Aufgrund sorgfältig ausgearbeiteter Details, robuster und zeitloser Oberflächen sowie teils flexiblen Grundrissen hoffen wir, dass sich das Gemeindehaus als sehr langlebig erweisen wird. Damit kann im Idealfall lange Zeit die graue Energie im Gebäude gebunden bleiben.

Situation (© dauner rommel schalk)
Grundriss Erdgeschoss (© dauner rommel schalk)
Grundriss Obergeschoss (© dauner rommel schalk)
Schnitte (© dauner rommel schalk)
Katholisches Gemeindehaus St. Maria
2023 
Überkinger Straße 28
73312 Geislingen an der Steige, Baden-Württemberg, Deutschland
 
Nutzung
Katholisches Gemeindehaus, Jugendtreff, Pfarramt, Pfarrwohnungen
 
Vergabe
Einladungswettbewerb mit 6 Teilnehmern
 
Bauherrschaft
Katholische Kirchengemeinde Geislingen
 
Architektur
dauner rommel schalk architekten, Stuttgart und Göppingen
 
Fachplaner
Tragwerk: Faltlhauser Krapf – Beratende Ingenieursgesellschaft mbH, Reutlingen
HLS: Conplaning GmbH, Ulm
Elektro: Conplaning GmbH, Ulm
Bauphysik: Schmitt + Mann, Stuttgart
Brandschutz: Integris, Mannheim
Vermessung: VTG Straub, Donzdorf
Bodengutachten: VTG Straub, Donzdorf
Küchenplanung: Planungsgruppe Sapper, Göppingen
 
Ausführende Firmen
Abbruch: Vybrialik GmbH, Hattenhofen
Rohbau: Emil Rapp Bauunternehmung, Geislingen
Gerüst: Rauschmaier GmbH, Göppingen
Betonfertigteile: EUDUR-Bau, Schorndorf
Holzbau: Höfer Holzbau, Hattenhofen
Dachabdichtung: Brendel GmbH & Co. KG, Ulm
Flaschnerarbeiten: Dangel-Metall GmbH, Lenningen
Fenster: Müller Fensterfabrik, Göppingen
Sonnenschutz: Rolladenbau Strähle GmbH, Eislingen
Metallbau: Gökelmann GmbH, Altheim
Verblendmauerwerk: Lagierski Klinkerbau GmbH & Co. KG, Neckarsulm
Schlosser: Schlosserei Buck GmbH, Geislingen
Aufzug: Vestner Aufzüge GmbH, Rodgau
Trockenbau: ATP, Wangen
Estrich: B&L Estrich, Holzmaden
Gipser: Lehner GmbH, Überkingen
Parkett: Parkett Maurer, Geislingen
Kautschukbelag: Raumstudio Falter, Fellbach
Fliesen: Von Au – Gehrung Fliesen GmbH, Nürtingen
Innentüren: Schreinerei Schurr, Hohenstaufen
Einbaumöbel: Schuster Innenausbau, Salach
Maler: Heinrich Schmid GmbH & Co. KG, Göppingen
Sanitär + Heizung: Ehekircher Sanitär – Heizung, Geislingen
Lüftung: WISAG Gebäude- und Industrieservice Bayern GmbH & Co. KG, Neu- Ulm
Elektro: Nägele GmbH Elektrotechnik, Süßen
Küche: HoGaKa, Ulm
Baureinigung: SMU Gebäudereinigung, Salach
Außenanlagen: Autenrieth Garten- und Landschaftsbau GmbH, Eislingen
 
Hersteller
Betonfertigteile: EUDUR-Bau, Herzebrock-Clarholz
Verblendmauerwerk: FaBö GmbH, Walldürn
Alu-Deckschalen Fenster: Batimet GmbH, Dresden
Raffstore: Warema Renkhoff SE, Marktheidenfeld
Lichtkuppeln und Flachdachfenster: Kingspan Light + Air, Bad Salzuflen
Briefkastenanlage: Renz, Kirchberg/Murr
Fliesen: AGROB BUCHTAL, Schmidgaden
Leuchten Saal: BETALUMEN, Dresden
Lichtschalter: JUNG, Schalksmühle
Aufbauleuchten: RZB Rudolf Zimmermann, Bamberg GmbH
Einbauleuchten: Trilux, Arnsberg
Kautschukbelag: nora, Wels, Österreich
Sanitärobjekte: Geberit, Jona, Schweiz
 
Bruttogeschossfläche
1'970 m2
 
Gesamtkosten
7'833'000 €
 
Fotos
Julian Bauer, Stuttgart

Vorgestelltes Projekt 

Grüntuch Ernst Architekten BDA

Bürohaus Darwinstraße Berlin

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