Himbeerrot

KRESINGS
26. August 2020
Das Rot der Fassade leuchtet weithin sichtbar (Foto: Roman Mensing)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Wir wollten ein absolut durchschnittliches Haus in einer durchschnittlichen Stadt einmal anders zu denken und als Showcase umsetzen.

Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Hierzu eher die umgekehrte Annäherung: Als Inspiration im negativen Sinne dienten alle staatlich geförderten WDVS-Fassadensanierung mit weißen Kunststofffenstern in Münster, NRW und ganz Deutschland.

Blick auf die Rückseite des Roten Hauses im dicht bebauten Hansaviertel (Foto: Roman Mensing)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?

Einer der Auftraggeber ist selbst Architekt, der andere ist in einer Architektenfamilie aufgewachsen. Der nötige Mut war vorhanden, das damit verbundene Durchhaltevermögen durch das gesamte Projekt hindurch ungebremst. Die Neustrukturierung aller Etagen und Grundrisse zielt stark auf die Nachfrage der Mietsuchenden in Münster, aber auch insbesondere im beliebten Hafenviertel hin.
Resultat ist ein Wohnungsmix mit verschiedenen Zuschnitten, der es Paaren, Singles, Rentnern, Studenten oder Existenzgründern ermöglicht dort zu leben, wo sie es gerne wollen: Nämlich inmitten und nicht vor den Toren der Stadt. 

Neben dem roten Backstein sticht das Himbeerrot hervor (Foto: Roman Mensing)
Die Kubatur des Hauses folgt weiterhin den vorgegebenen Linien der Nachbarschaft (Foto: Roman Mensing)
Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

Die Idee mit den Wohnungen für alle – mit dem dazugehörigen Willen einer echten Nachverdichtung – war der Startschuss. Die Idee, eine energetische Fassade so umzusetzen, dass die neue Fassade nicht in Form von Styropor in den Straßenraum drückt, kam sehr schnell hinzu. Über die Wahl des Materials der Fassade reifte das Konzept einer Abstraktion über die Farbe, die zwar den roten Ziegel der Nachbarn respektiert, aber trotzdem einen eigenen Weg geht. Daher Himbeerrot.

Alle Bewohner können den Garten nutzen (Foto: Roman Mensing)
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?

Absolut. Wir haben uns von dem vorhandenen Klinker getrennt und haben die neue Fassade als Holzrahmenwerk vor den Rohbau gestellt. Mineralische Dämmung ersetzt Plastik und Styropor. Der Energieverbrauch des Hauses liegt 30% unter der EnEv. Eine Recyclebarkeit ist auf diese Weise größenteils möglich. Das Konzept des Paint it all over hat die Farbe der Bleche auch über die Holzfenster, die Klingelanlage, die Brüstungen und das neue Geländer sowie die Balkone gebracht. 

Das Konzept des Paint it all over bestimmt die Wirkung des Hauses (Foto: Roman Mensing)
Auch im Innenausbau findet sich das Himbeerrot wieder (Foto: Roman Mensing)
Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Vor allen Dingen Licht, da wir ausnahmslos bodentiefe Fenster als Module in den neuen Setzkasten aus Holz eingebaut haben. Das ist besonders für die kleineren Wohneinheiten eine Optimierung der Wohn- und Lebensqualität.

Danach ist sicherlich der Werkstoff Holz zu nennen, der in der Unterkonstruktion der Fassade, den Fenstern sowie allen Böden und Türen eingesetzt worden ist.

Am wichtigsten aber sind die Bewohner, die mit ihrer Vielfalt das Haus als Bühne wunderbar bespielen. Neun Nationen im Alter von 22 bis 74 wohnen, leben und arbeiten in 13 Apartments sowie einem Co-Working Space. 

Grundriss 2. Obergeschoss (Foto: KRESINGS)
Schnitt (Foto: KRESINGS)
Raspberry Haus
2019
Soester Straße 35
48155 Münster
 
Nutzung
Wohnen / Co-Working
 
Auftragsart
Direktauftrag
 
Bauherrschaft
privat
 
Architektur
KRESINGS, Münster | Düsseldorf
 
Fachplaner
BKK Brandschutz, Telgte

Ausführende Firmen
Fenster und Fassade: Bartmann und Westmeier, Sendenhorst
Dach: Sander Bedachungen, Münster

Energiestandard 
KfW 70

Bruttogeschossfläche
565 m²
 
Fotos
© KRESINGS / Roman Mensing

Verwandte Artikel

Vorgestelltes Projekt

Sieveke Weber Architekten BDA

Scheune für Lucia und Samuel

Andere Artikel in dieser Kategorie