Gebaute Haltung

KO/OK Architektur | 14. März 2025
Für Spontanität gestaltet: Der Eingangsbereich der einstigen Maschinenhalle dient wahlweise als Besprechungsraum oder Küche, wird aber auch für Ausstellungen genutzt. (Foto: Sebastian Schels)
Herr Onneken, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Die Herausforderung bestand darin, die denkmalgeschützte Fabrikhalle, die zu einer von 1908 bis 1910 nach den Plänen der Architekten Händel & Franke gebauten Anlage gehört, minimalinvasiv für unsere Zwecke auszubauen.

Welche Inspiration liegt diesem Projekt zugrunde?


Wir wollten für uns als Architekturbüro ein Atelier schaffen, in dem wir mit unserem Team fantastische Architekturen entwerfen und planen können. Es ging uns von Anfang an darum, diesen speziellen Ort mit der räumlichen Intervention zu einem für uns maßgeschneiderten Kreativraum zu transformieren. Dabei hatten wir natürlich auch im Blick, dass unser Team sich in den Räumen wohlfühlen muss, während diese gleichzeitig unser Architekturverständnis repräsentieren sollen.

Die Halle aus gelben Ziegeln schließt rückseitig an das fünfgeschossige Akkumulatorenhaus in Leipzig-Connewitz an. (Foto: Sebastian Schels)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?


Der Bestandsbau ist innen wie außen denkmalgeschützt. Der Entwurf ist unsere Antwort auf die Frage nach einem zeitgemäßen Umgang mit denkmalgeschützter Substanz. Wir wollten nicht irgendeinen früheren Zustand rekonstruieren, sondern einen respektvollen, neuartigen und finanzierbaren Ansatz erproben. Letztendlich spielen wir in fantastischer Kulisse ein architektonisches Spiel mit Licht, Raum und Material.

Haben Sie den Auftrag über einen Wettbewerbsbeitrag oder direkt erteilt bekommen?


Der Umbau ist ein Projekt von uns für uns. Wir wollen damit auch zeigen, dass herausragende räumliche Ideen entstehen, wenn wir mit einem kleinen finanziellen Budget die Grenzen des Machbaren ausloten. 

Einbauten aus Polycarbonat und Holz trennen die beheizbaren Atelierbereiche nach dem Haus-im-Haus-Prinzip vom Hallenraum ab. (Foto: Sebastian Schels)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzenden den Entwurf beeinflusst?


Wir sind bei diesem Projekt letztendlich Finanziers und Nutzer. So konnten wir alle Entscheidungen ohne Debatten mit Dritten treffen. Das führte zu einem Atelierraum, der auf uns zugeschnitten ist und der uns inspiriert. 

Die Holzkonstruktionen der Einbauten dienen gleichzeitig als Stauraum. (Foto: Sebastian Schels)
Inwiefern haben Sie im Projekt die Verwendung von Naturbaustoffen und zirkulären Baustoffen angestrebt?


Alle Einbauten sind per se reversibel, um die Anforderungen der Denkmalpflege zu erfüllen. Für uns ist es ein Atelier, das wir irgendwann wieder verlassen müssen. Also haben wir alle Konstruktionen demontierbar geplant und ausgeführt. Es gibt ausschließlich Schraub- und Steckverbindungen. Das ganze Konstrukt ließe sich auch in einer anderen Halle wieder aufbauen – sogar als eigenes Haus-im-Haus. 

Lageplan (© KO/OK Architektur)
Grundriss Erdgeschoss (© KO/OK Architektur)
Querschnitte A und B (© KO/OK Architektur)
Maschinenhalle
2022
Bornaische Straße 53
04277 Leipzig, Sachsen, Deutschland
 
Nutzung
Studio, Atelier, Büro
 
Auftragsart
Direktauftrag
 
Bauherrschaft
KO/OK Architektur
 
Architektur
KO/OK Architektur, Leipzig
 
Hersteller
Elektrische Betriebsmittel: JUNG, Schalksmühle
Metalltüren: Hörmann, Steinhagen
 
Bruttogeschossfläche
320 m²
 
Gesamtkosten
95'000 €
 
Auszeichnung
Shortlist beim DAM-Preis 2024
 
Fotos
Sebastian Schels, München

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