Balanceakt Fassade

TCHOBAN VOSS
17. April 2019
Das Bürogebäude an der Boxhagener Straße ist ein Akzent für das neu entstandene Wohnquartier in Berlin-Friedrichshain (Foto: Roland Halbe)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Das Projekt entstand in einem Areal, das bereits geschichtlich industriell geprägt war. Auch die unterschiedlichen Oberflächen der Industriebauten Berlins dienten als Inspiration. Berliner Fassaden haben generell eine reichhaltige Palette von rauen bis changierenden Oberflächen, von Mauerwerk bis Beton. 

Die Kombination aus Architekturbeton und großzügigen Glasfenstern lässt den Neubau offen und leicht wirken (Foto: Roland Halbe)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Der Entwurf steht bewusst in einem Kontrast zur restlichen Bebauung. Nach meiner Annahme, die ich auch im Buch „30:70. Architektur als Balanceakt“ näher erläutere, erfüllt dieses Gebäude die Rolle der 30 Prozent gegenüber dem entstandenen Gesamtkörper der Umgebung mit den Wohnhäusern. 

Feine Ausarbeitung der Architekturbeton-Fertigteile (Foto: Roland Halbe)
Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

Von Beginn an hatten wir drei Ideen, die im Projekt verkörpert wurden: Materialität der Betonoberflächen, Kontrast zur Umgebung, Kleingliedrigkeit, die die ehemalige Struktur absorbiert. Große Veränderungen hat das Projekt nicht erfahren.

Die Mitarbeiter schätzen die offene und flexible Raumstruktur (Foto: Roland Halbe)
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?

Der Genius Loci der Umgebung hat das Projekt am meisten beeinflusst, wobei natürlich alle energetischen Aspekte eingeflossen sind. Großformatige Fenster etwa spiegeln den aktuellen Wunsch nach offenen luftigen Bürowelten ohne unbedingte kleinteilige Unterteilung wider. Während die Nasskerne weitestgehend vorgegeben sind, kann die Gestaltung der Büros von Open-Space zu kleinen Ein-Raum-Einheiten je nach Wünschen der Mieter frei gewählt werden.

Die Eingangssituation ist durch die kontrastvolle Kombination aus Beton und das beeindruckende Tor aus amerikanischem Nussbaum hervorgehoben (Foto: Roland Halbe).
Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Es ist der Dialog aus Architekturbeton und Glas. Im Eingangsbereich zusätzlich die Kombination mit amerikanischem Nussbaum, der für das markante Tor und die Vertäfelung im Foyer verwendet wurde.
Das Gebäude entspricht den modernen Anforderungen an Hohlraumboden, Kühldecken und mechanische Belüftung. Der Schallschutz an der vielbefahrenen Boxhagener Straße benötigte ein weitestgehend autonomes Haustechnikkonzept ohne Zwangslüftung über Fenster.

Die Gestaltung des Foyers wiederholt die Verbindung von Holz und Beton und kreiert durch die spiegelnde Decke das Gefühl von einem größeren Raum (Foto: Roland Halbe)
Schwarzplan (Quelle: TCHOBAN VOSS)
Grundriss Erdgeschaoss (Quelle: TCHOBAN VOSS)
Grundriss Regelgeschoss (Quelle: TCHOBAN VOSS)
Schnitt (Quelle: TCHOBAN VOSS)
Boxhagener Straße 
2018
Boxhagener Straße 79-82
10245 Berlin

Nutzung
Bürogebäude mit Gewerbenutzung
 
Auftragsart
Vorgeschalteter, nicht offener Fassadenwettbewerb / Direktauftrag 

Bauherrschaft
BAUWERT Boxhagener Straße GmbH, Bad Kötzting 
 
Architektur
TCHOBAN VOSS Architekten, Berlin, Hamburg
Architekt: Sergei Tchoban
Projektpartner, -leiter: Stephan Lohre
Mitarbeiter: Anja Schroth, Katharina Stranz, Katja Redmann, Virginie Mommens
 
Fachplaner
Projektsteuerung: RODE Ingenieurgesellschaft mbH, Berlin 
Landschaftsplaner: Frank von Bargen, Berlin 
Statik: Dipl.-Ing. Stefan Ritzer, Pleinfeld 
Haustechnik: Ingenieurgesellschaft SCHEEL mbH, Berlin 
 
Ausführende Firmen
Betonelemente Herstellung und Montage: GBJ - Geithner Betonmanufaktur Joachimsthal GmbH, Ziethen
Fenster und Türen Montage: Bauelemente Heidersberger GmbH, Bocholt
Rohbau: KoHa Bauausführungen und Immobilien GmbH, Berlin
Lobbyverkleidung / Innenausbau öffentliche Lobbys: K. Rogge Spezialbau GmbH, Berlin
Stahlgeländer Treppenhäuser: Ahrens Metallbau & Schlosserei, Woltersdorf
 
Hersteller
Klingeltableaus: Ulrich Lippert GmbH & Co KG
Fensterprofile: Schüco International KG
Sonnenschutz: Warema Renkhoff SE
Fenstergriffe: FSB, Brakel
Glasgeländer: GLASSLINE GmbH

Bruttogeschossfläche
10.973 m²
 
Gesamtkosten
k. A.

Fotos
Roland Halbe, Stuttgart

Verwandte Artikel

Andere Artikel in dieser Kategorie

Aus vielerlei Holz
vor 2 Tagen
Kompakte Vielfalt
vor 2 Wochen
Als Teil des Quartiers
vor einem Monat
-273°C in Berlin
vor einem Monat