Kommunikationsort für die Universität Jena

Bayer Architekten
14. de desembre 2022
Blick auf das Kommunikationszentrum FORUM der Friedrich-Schiller-Universität in Jena (Visualisierung: Bayer Architekten)
Zwischen dem historischen Stadtzentrum und dem entstehenden Inselplatz-Campus soll der geplante Neubau des Kommunikationszentrums FORUM als als zentrale Anlaufstelle für internationale Gäste der Universität und ihrer wissenschaftlichen Partner dienen. Welche Ausgangssituation haben Sie vorgefunden?

Wissenschaft und Innovation leben vom gegenseitigen Austausch. Es fehlt an der Friedrich-Schiller Universität in Jena an offen zu­gänglichen und zentralen Kommunikations- und Begegnungsräumen, die die thematische Erneuerungsfähigkeit der Universität stärken und die Wissenschaftskommunikation am Standort langfristig und systematisch sichern.

Das Grundstück liegt zwischen dem historischen Stadtzentrum und dem entstehenden Inselplatz-Campus. Der Löbdergraben trennt die beiden Institutionen. Es soll als Ort mit hoher Aufenthaltsqualität konzipiert werden. Als sichtbares Zeichen der Willkommenskultur wird der Welcome Service der FSU Jena im FORUM verankert und dient damit als zentrale Anlaufstelle für internationale Gäste der Universität und ihrer wissenschaftlichen Partner.

Lageplan (Zeichnung: Bayer Architekten)
Worin lag die Herausforderung der Aufgabenstellung?

Das Baugrundstück grenzt unmittelbar an das historische „Griesbachsche Auditorium“ wo Friedrich Schiller seine Antrittsrede gehalten hat. Dieser Raum gilt als zentrale Anlaufstelle. Vorgabe war es in der Ausschreibung diesen historischen Raum besonders in den Entwurf mit einzubinden.

Auch das alte Griesbachsche Haus, das im 2. Weltkrieg komplett bis auf die Grundmauern zerstört wurde, sollte in den Neubau mit integriert werden. 

Die Schwierigkeit der Entwurfsumsetzung lag auf dem schmalen Grundstück. Hier war ein Einklang zwischen den historischen Altbauten, den vorgefundenen Grundmauern und dem Tor zur Stadt zu schaffen.

Wie kamen Sie Sie zum vorgeschlagenen Baukörper?

Der Neubau „FORUM“ positioniert sich selbstbewusst als klarer Baukörper auf dem schmalen Grundstück im historischen Kontext. 

Die Gebäudehöhe ordnet sich zwischen dem niedrigeren Griesbachschen Auditorium und dem höheren Universitätshauptgebäude unter. So kann der Neubau behutsam die Lücke des universitären Ensembles schließen und trotzdem als adressbildender Baustein wirken.

Ziel war es von Anfang die Setzung des Baukörpers so zu wählen, dass er sich schlüssig in das städtebauliche Umfeld einfügt. Durch das nach oben verjüngte Volumen bildet sich ein adäquates Gegenüber zu dem imposanten historischen Gebäudekomplex der Universität und verleiht dem schmalen Zwischenraum eine wohltuende Großzügigkeit. Insgesamt entsteht eine Symbiose zwischen Alt und Neu.

Fassade (Diagramm: Bayer Architekten)
Sonne (Diagramm: Bayer Architekten)
Wie organisieren Sie das FORUM?

Im Erdgeschoss wird der Besucher in einem repräsentativen, dreigeschossigen Foyer empfangen. 

Die öffentlichkeitswirksamen Hauptnutzungen der Welcome-Area, Gastronomie und Science Lounge werden mit einem Blick erfasst und laden zum Aufenthalt ein. Die Science Lounge im 1. Obergeschoss hängt leicht und frei im Raum und wird über die kunstvoll gestaltete Freitreppe erreicht. 

Im rückwärtigen Bereich befindet sich die Gastronomie als Split-Leicht-Ebene, zwischen beiden Nutzungen wird der Höhenversatz durch eine Treppenanlage aufgenommen. Durch diese erhöhte Lage kann der Eingangsbereich und die Welcome-Area komfortabel überblickt werden. Beide Bereiche werden gekonnt von der Bestandsmauer gefasst; die Mauer selbst sitzt als historisches Denkmal selbstverständlich eingebettet im neuen Kontext. 

Die Nebenräume der Gastronomie sowie Technikräume befinden sich in einer Teilunterkellerung.

Von der Science Lounge im 1. Obergeschoss wird der darüberliegende Seminarbereich im 2. Obergeschoss über eine innenliegende Freitreppe als Shortcut erreicht. Die beiden großen Mehrzweckräume können durch eine mobile Trennwand zusammengeschaltet werden. 

Auf allen Etagen befinden sich Sanitärbereiche auf kurzem Weg erreichbar in der Rückenzone des Gebäudes. 

Die Dachfläche auf dem 4. Obergeschoss wird von der durchlaufenden Fassade gefasst, sodass ein qualitätvoller und windgeschützter Freiraum entsteht, dem das Potential eines Besuchermagnets zugeschreiben werden kann. Die dort verortete Dachterrasse bietet Platz für (universitäre) Veranstaltungen. Der dort unter Umständen entstehende Geräuschpegel kann durch die Fassadenelemente nur nach oben entweichen und trägt somit zum Lärmschutz in der Nachbarschaft bei. 

Querschnitt (Zeichnung: Bayer Architekten)
Längsschnitt (Zeichnung: Bayer Architekten)
Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?

Die Einbeziehung der umliegenden geschützten Gebäude spielt nicht nur im neuen Erscheinungsbild, sondern auch im Inneren eine wichtige Rolle. 

Durch das regelmäßige Raster, welches sich an der prominenten Nordfassade abzeichnet, entsteht eine ruhige und zeitlose Gestaltung. Der hohe Glasanteil ist nach Norden orientiert aus bauphysikalischer Sicht unbedenklich. Hier spiegelt das Hauptgebäude, im historischen Kontext. So entsteht eine subtil wahrnehmbare Bindung zwischen Neu und Alt. 

Innenraum (Visualisierung: Bayer Architekten)
Welche Materialstrategie schlagen Sie vor?

An der Ost- und Westfassade wird das Material des Universitäts-Hauptgebäudes aufgegriffen. Naturstein kommt ebenso bei der Neubebauung Saalstraße und dem Inselplatz zum Einsatz. Das warme Material harmoniert gut mit der gelben Putzfassade des Auditoriums. So gelingt eine harmonische Eingliederung in den Bestand bzw. das Ensemble. 

Im Innenraum kommen langlebige und natürliche Materialien wie Holz, Steinzeug, Beton zum Einsatz die ebenfalls einen warmen Charakter erzeugen und an die Außenfassade adaptieren.

Detail (Zeichnung: Bayer Architekten)
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?

Der voraussichtliche Fertigstellungstermin ist im Jahr 2025.

Modell (Foto: Bayer Architekten)
Neubau Kommunikationszentrum FORUM, Friedrich-Schiller-Universität Jena KdöR in Jena
Nicht offener Wettbewerb
 
Auslobung: Friedrich-Schiller-Universität Jena KdöR
Betreuung: Architektur + Stadtplanung Fiebig Schönwälder Zimmer, Berlin
 
Jury
Prof. Barbara Holzer, Architektin, Zürich | Prof. Hilde Léon, Architektin, Berlin | Prof. Irene Lohaus, Landschaftsarchitektin und Stadtplanerin, Hannover/Dresden | Prof. Bernd Rudolf, Architekt und Designer, Weimar | Ralf Streckwall, Architekt, Berlin | Prof. Dr. Walter Rosenthal, Präsident, Friedrich-Schiller-Universität Jena KdöR | Katja Barbara Bär, Leiterin Abteilung Hochschulkommunikation, Friedrich-Schiller-Universität Jena KdöR | Dr. Klaus Ullrich, Geschäftsführer, Universität Jena Servicegesellschaft mbH | Christian Gerlitz, Bürgermeister und Dezernent für Stadtentwicklung & Umwelt, Stadt Jena
 
1. Preis
BAYER ARCHITEKTEN, Nürnberg | Willi Bayer
Mitarbeit: Felix Bayer, Leon Gloël
WGF Objekt Landschaftsarchitekten, Nürnberg | Franz Hirschmann
 
2. Preis
Behnisch Architekten, München | Stefan Behnisch, Robert Hösle
Mitarbeit: Maria Hirnsperger, Angie Müller-Puch, Gökhan Cattikas, Julian Bindar, Georgy Frolov, Damla Kaya
GTL Landschaftsarchitektur + Städtebau Michael Triebswetter, Kassel | Michael Triebswetter
Mitarbeit: Katrin Mauer, Sonja Bruns

3. Preis
AWB Architekten Architekturbüro Bauer, Dresden | Werner Bauer
Mitarbeit: Christian Wünning, Kilian Bohse, Lukas Bauer, Irene Quintano Zuluaga, Michael Oertel
Noack Landschaftsarchitekten, Dresden | Michaela Noack

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