Wohnen im Holzhochhaus in Kreuzberg

Ulf Meyer
24. de febrer 2021
Das Siegerprojekt von Mad arkitekter aus Norwegen. (Visualisierung: Mad arkitekter)

Das Ensemble am östlichen Rand des Gleisdreieck-Parks besteht aus vier Baukörpern. Die Aufmerksamkeit liegt aber auf dem 98 Meter hohen Turm mit 29 Geschossen, Deutschlands höchstem Holz-Gebäude. Nur der Kern und das Untergeschoss werden aus Stahlbeton errichtet. Die Einhaltung des KfW-40 Standard wird „avisiert“. Durch Sockel, Auskragungen und Vorsprünge im Turm entsteht Bewegung in der Kontur desselben, die durch die „begrünten und klar gegliederten Rasterfassaden akzentuiert wird“, wie der Bauherr kryptisch mitteilt. Etwas zurückgesetzt von der Schöneberger Straße soll der Turm „identitätsstiftend“ wirken.
Bereiche für Bewohner und die Nachbarschaft befinden sich im siebengeschossigen Sockel und werden durch außenliegende Treppen miteinander verbunden. Im vier Meter hohen Erdgeschoss sollen Bäcker, Cafés, Spätverkauf und Werkstätten unterkommen. Im Sockel sind eine Kita mit Hort geplant mit Außenflächen auf den Dächern, eine Kiezkantine, Jugendeinrichtungen, ein Indoor-Spielplatz, Ateliers und Gewerbeeinheiten sowie Familienwohnungen. Das Dachgeschoss im Turm soll öffentlich zugänglich sein und Bar und Sauna bieten. Architekt und Bauherr verstehen es also vortrefflich auf der „Gut-Find-Klaviatur“ der Berliner Senatsbaudirektorin und ihres umstrittenen Bezirks-Baustadtrats zu spielen.

Der hohe Eingangsbereich markiert die öffentliche Nutzung der unteren Geschosse. (Visualisierung: Mad arkitekter)
Visualisierung: Mad arkitekter

Das „WoHo“ entspricht den Vorgaben des neuen „Hochhausleitbilds des Berliner Senats“. Es soll Wohnen, Gewerbe und soziale Infrastruktur vereinen. Das WoHo kann die Funktion eines Pilotprojektes haben, das ein Zeichen setzt, dass der soziale und ökologische Umbau der Stadt möglich ist“, lässt der Bauherr verkünden. Etwa 15% der Nutzfläche sind für die soziale Infrastruktur geplant, 25% für Gewerbe und 60% für Wohnen – je ein Drittel Mietwohnungen, genossenschaftliche und Eigentumswohnungen. Dabei sind betreutes Wohnen für Jugendliche und Demenzerkrankte, Studenten und „Joker-Zimmer“ für kurzfristigen Mehrbedarf an Platz vorgesehen. Die Anordnung der Wohnungen ist auch auf den Etagen durchmischt. 

Es soll wenige Fahrzeugstellplätze, stattdessen Sharing-Angebote für Auto, Rad und Lastenfahrräder und Lademöglichkeiten für die E-Autos geben und Fahrradgaragen mit Werkstatt. Der Doppelbezirk Kreuzberg-Friedrichshain wird in Zukunft von je einem skandinavischen Hochhaus geprägt sein: von MAD im Westen und BIG im Osten.

Visualisierung: Mad arkitekter

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