Haus Bruno Lambart

Nidus Studio
14. d’abril 2021
Straßenfassade (Foto: Marie Kreibich)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Das Haus ist ein Entwurf des Düsseldorfer Architekten Bruno Lambart, der hier wohnte und arbeitete. In seinem Oeuvre stellt das Haus das einzige Wohnhaus dar und er selbst sagte einmal über die Schillerstraße 12, es sei die Grundlage seiner Existenz gewesen. Eine Balance zu finden, zwischen einem respektvollen Umgang mit der geschichtsträchtigen Substanz und gleichzeitiger Neuinterpretation bzw. Weiterentwicklung war, neben den allgemeinen Fragestellungen bei der Revitalisierung von Bauten der Nachkriegsmoderne, die besondere Herausforderung in diesem Projekt.

Eingang (Foto: Marie Kreibich)
Original-Treppenhaus (Foto: Marie Kreibich)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Die Inspiration für die Sanierung lieferte das Projekt selbst. Wir fühlten uns angesteckt von der Aufbruchsstimmung und dem Pioniergeist des jungen Bruno Lambart nachdem der Krieg überstanden und der Grundstein für den Aufbau seiner beruflichen Laufbahn gelegt war. Wir waren uns der Verantwortung für das Haus bewusst und seine Geschichte fortzuschreiben, hat uns motiviert.

Die Stringenz und die für die Zeit ungewöhnliche Nüchternheit des Entwurfs und die feine Ausarbeitung der Details bis hin zur Möblierung haben uns beeindruckt und zur Disziplin beim eigenen Entwurf aufgerufen. Bruno Lambart hat die Schillerstraße 12 gesamtheitlich von außen nach innen, vom großen Maßstab bis hin zur Schreibtischlampe entworfen. Diesen Ansatz haben wir uns zum Vorbild genommen und sind bei unserem Entwurf ebenso gesamtheitlich und maßstabsübergreifend vorgegangen. Bei der Fortentwicklung des Materialkanons haben wir uns stark an der prägnanten Klinkerfassade mit Zierelementen aus Beton und dem Terrazzo-Treppenhaus orientiert.

Wohnraum (Foto: Annika Feuss)
Bibliothek (Foto: Annika Feuss)
Detail (Foto: Annika Feuss)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Als kleiner Stadtbaustein nimmt er sich zunächst aufgrund seiner Maßstäblichkeit zurück und reiht sich ein. Er macht sich die Abschüssigkeit des Geländes im rückwärtigen Grundstückbereich zunutze und erschließt so ein vollwertiges Gartengeschoss, das der Erdgeschoss-Maisonette zugeordnet wurde und ihre Grundrissdramaturgie mit dem Element der Überraschung aufwertet. Zugunsten des Bestands und der Einreihung in die umliegende Bebauung wurde auf einen Aufzug sowie die Etablierung von Stellplätzen bzw. einer Zufahrt durch den Vorgarten verzichtet.

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?

Bei dem Projekt Haus Bruno Lambart sind wir sowohl als Bauherrschaft, Auftraggeber als auch spätere Nutzer aufgetreten. Hierdurch hatten wir beim Entwurf natürlich große Freiheiten, waren andererseits allerdings mit der Herausforderung konfrontiert, uns die Bauaufgabe völlig eigenständig zu suchen. Dies beinhaltete nicht nur die Erstellung eines Konzeptes und eines Raumprogramms für spätere Nutzer. Auch die Abwägung zwischen entwerferischem Wunsch und wirtschaftlicher Umsetzung mussten wir selbst vornehmen. Die späteren Nutzer haben unsere Entscheidungen zugunsten der Architektur zu wertschätzen gewusst und uns in unserer Herangehensweise bestätigt.

Fassade vor Sanierung (Foto: Annika Feuss)
Straßenansicht um 1955 kurz nach Fertigstellung (Foto: Nidus)
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?

Das Projekt ist besonders in gestalterischer Hinsicht geprägt von dem Wunsch vieler Stadtbewohner nach einer beruhigenden Wohnumgebung. Die Anforderungen an Erreichbarkeit und Tempo im Berufsalltag sind gestiegen und ebenso das Bedürfnis nach einem Rückzugsort im Privaten als Gegenpol. Leitmotiv bei der Gestaltung war daher eine besonders reduzierte, klare Formensprache in Kombination mit natürlichen Materialien und ruhigen Farbnuancierungen.

Treppenhaus vor Sanierung (Foto: Adrian Meseck)
Lageplan (Zeichnung: Nidus)
Grundriss Erdgeschoss (Zeichnung: Nidus)
Schnitt (Zeichnung: Nidus)
Haus Bruno Lambart
2020
Schillerstraße 12
40237 Düsseldorf

Nutzung
Wohnen
 
Auftragsart
Eigene Entwicklung
 
Bauherrschaft
Nidus GmbH
 
Architektur
Nidus Studio GmbH, Düsseldorf
 
Fachplaner
Tragwerksplanung & Bauphysik: Scheuten Bautechnik Ingenieurgesellschaft mbH, Essen
TGA: PGS Innovation, Wachtberg
Schallschutz: Ingenieurgesellschaft bsp, Düsseldorf
 
Bauleitung
Architektur Lourier, Pulheim
 
Ausführende Firmen
Rohbau: Hoyer Bauunternehmung GmbH, Euskirchen
HLS: Jürgen Zimmer GmbH, Burscheid
ELT: Harald Bruhn GmbH, Düsseldorf
Fliesen: Iberian Living, Düsseldorf
Parkett: Parkett Dietrich, Wuppertal
Schreinerarbeiten: AM Holztechnik GmbH, Düsseldorf
Beleuchtung: Licht by Horst, Düsseldorf
 
Hersteller
Beschläge: FSB
Sanitär: Duravit, Vallone, Dornbracht
Fliesen: Living Ceramics, Cinca
Schalterprogramm: JUNG
 
Energiestandard 
66 kWh/(m2·a) 
 
Bruttogeschossfläche
720 m²

Gesamtkosten
k.A.

Fotos
Annika Feuss, Marie Kreibich

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