Photo © Guido Baselgia
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Wohnen Herti 6

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Localização
Zug, Suíça
Ano
2011
Aufgabe
Städtebauliche Konzeption für sechs Wohnhöfe
Auftraggeber
Korporation Zug, Stadt Zug
Planung
2001–2003
Realisierung
2003-2005 (Wohnhof 1-4)
Realisierung
2009-2011 (Wohnhof 5-6)
BGF
37.500 qm
Mitarbeiter
Sebastian Blecher, Anja Dick, Christian Dieckmann, Niels Frerichmann, Rüdiger Hundsdörfer, Ralf Kunz, Kristina Menken, Miriam Pfeiffer, Marcel Piethan, Tim Rieniets, Jörg Schatzmann, Katja Schotte, Uschi Stengel

Die Stadt Zug ist selbst für die hohen Schweizer Maßstäbe etwas Besonderes: In dieser kleinen Stadt am Zuger See gibt es mehr Firmen als Einwohner. Angelockt von den niedrigen Steuersätzen, die 1946 eingeführt wurden, hat die Einrichtung Tausender Briefkastenfirmen und Holdings der Stadt in den letzten drei Jahrzehnten einen gehörigen Wachstumsschub beschert, der in der engen Altstadt keinen Raum fand. Zug ist zugleich der kleinste und reichste Kanton. Heute leben etwa 114.000 Menschen in Zug, die Bevölkerung hat sich in den letzten 40 Jahren verdoppelt. Das Herti genannte Areal verdankt seinen ungewöhnlichen Namen dem Wort „Härte“ – des lehmigen Bodens und der harten Arbeit, die Landwirtschaft auf ihm erfordert. Es liegt westlich der Innenstadt und wurde deshalb in den letzten Jahrzehnten zu einem neuen, modernen Stadtteil entwickelt, der die Altstadt flächenmäßig in den Schatten stellt und zugleich entlastet. Gleich mehrere Hochhäuser wachsen derzeit über der Silhouette der mittelalterlichen Stadt. Die Herti wirkt wie ein Open-Air-Museum der städtebaulichen Vorstellungen in der Schweiz seit dem Zweiten Weltkrieg: Biedere Satteldach-Zeilen in den 1950er Jahren im ersten Bauabschnitt, gefolgt von nutzungsentmischten Waschbeton-Riesen der 60er und 70er Jahre in den Phasen Zwei, Drei und Vier, bis hin zu Stahl-Glasgehäusen, wie sie typisch für die 80er Jahre waren, im fünften Bauabschnitt. 1976 wurde eine Schule gebaut, 1983 ein Einkaufszentrum, 1967 eine Sporthalle und 1984 ein Altersheim. Heute ist die Herti damit fast eine autarke Stadt. All diesen „städtebaulichen Sedimenten“ ist gemein, dass sie im Auftrag oder auf dem Bauland der „Korporation Zug“ gebaut wurden. Diese Institution hält in Zug wichtige Zügel in der Hand: Ihr gehören große Wald- und Feldflächen und damit auch das entscheidende Bauland, das Zug für seine Weiterentwicklung dringend benötigt. Die „Korporation Zug“ ist eine öffentlichrechtliche Körperschaft, die aus Nachfahren von 36 Zuger „Geschlechtern“ besteht. Dazu gehören heute circa 4500 Personen. Die Korporation behält den Grund und gibt lediglich das Baurecht an weitere Investoren ab.

Am nördlichen Rand der Stadt sollte der Bauabschnitt „Herti 6“ nach einem Entwurf von ASTOC als „Mittler zwischen Stadt und Lorzenebene“ dienen. Der städtebauliche Entwurf sieht sechs Wohnhöfe vor, die jeweils auf einem gemeinsamen Plateau stehen. In den Höfen Zwei, Vier und Sechs ist stets ein Gebäude Punkt-, eines Riegel- und eines L-förmig. Die Höfe Eins, Drei und Fünf bestehen aus jeweils drei Riegeln. Während der fließende öffentliche Raum in der benachbarten 70er-Jahre-Siedlung keinen Halt findet und wie Abstandsgrün wirkt, schaffen die Wohnhöfe Nachbarschaften und lesbare Räume, sowohl im inneren und äußeren Straßenraum. Miet- und Eigentums- wohnungen wurden gemischt, ebenso geförderter und frei finanzierter Wohnungsbau. Alle Wohnungen sind für Familien konzipiert und entsprechend groß.

Die Wohnhöfe Eins bis Vier sind bereits 2005 erstellt worden und bieten 150 Miet- und 46 Eigentumswohnungen, teils als Maisonetten gestaltet, sowie eine Kindertagesstätte. Die Wohnhöfe Fünf und Sechs bieten je 48 Mietwohnungen im Minergie-Standard – Minergie ist der wichtigste Energiestandard in der Schweiz für Niedrigenergiehäuser – und eine weitere Kindertagesstätte.

Außen sind die sechs Blöcke weiß gestaltet. Sie zeigen nur zum Innenhof und an den Fassaden der zurückspringenden Geschosse ihre Farbigkeit und Materialität. Die ein- und zweigeschossigen Staffelgeschosse sind in unterschiedlichen Farbtönen gestaltet und mal mit Faserzementplatten, mal mit Holz in verschiedenen Formaten und Mustern verkleidet über einem gemeinsamen Sockel mit Putzfassade. Der erhöhte Hof bietet einen geschützten Bereich mit Spielflächen für kleine Kinder. Jeder Hof wurde unterschiedlich gestaltet. Im Zentrum der Höfe steht jeweils ein Baum in einem Patio (mit Verbindung zur Tiefgarage), über dessen Öffnung die Parkebene natürlich belichtet und belüftet wird. Sickerflächen fangen das Regenwasser an Ort und Stelle auf und machen es erlebbar. Von der Straße aus führt eine Rampe hinauf in den Hof und eine hinab in die nur halb versenkte Parkebene. Alle Hauseingänge liegen zum Hof hin. Im Wohnhof Zwei wurden die Hausnummern als große, farbige Skulpturen gestaltet und im Wohnhof Sechs bildet ein Becken mit Wasser und Sand ein einzigartiges Spielgelände für die Kinder. Jede Hofgestaltung ist individuell und bildet so eine eigene Identität. Die Wohnungen verfügen über Freiflächen nach Süden, Westen und Osten, die halb Loggia und halb Balkon sind. Die Fenster „springen“ von Etage zu Etage ein wenig, um den Fassaden eine spielerische Note zu geben.

Der Entwurf für den neuesten Bauteil der Siedlung Herti 6 in Zug zeigt exemplarisch, welche hohen Qualitäten stadtnahes, familienfreundliches Wohnen heute bieten kann.

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